Bericht aus der Hohenloher Zeitung vom 19.08.2025:
Ein Trio mit besten Aussichten auf die Meisterschaft
Die erste Bezirksliga-Saison nach der Strukturreform des Württembergischen Fußballverbands war im neuen Fußballbezirk Franken ein Jahr des Kennenlernens. Die Vereine aus dem Unterland und Hohenlohe Nord haben sich jetzt zwar beschnuppert, doch das sportliche Leistungspotenzial der Mannschaften gibt beim Blick aus Hohenlohe ins Unterland und umgekehrt noch das ein oder andere Rätsel auf. Bei der Frage nach dem nächsten Meister wird vorsichtig spekuliert. Die meist genannten Favoriten sind Vizemeister TSV Pfedelbach, das letztjährige Überraschungsteam TG Böckingen und die Aramäer Heilbronn. Als mögliche Überraschungsteams werden die Aufsteiger Spfr Untergriesheim und SGM Mulfingen/Hollenbach II gehandelt. Am anderen Ende der Tabelle gelten der TSV Erlenbach und die SG Stetten-Kleingartach als Anwärter auf einen Abstiegsplatz. Erstmals nach vielen Jahren gibt es in der auf 16 Teams reduzierten Liga keinen verschärften Abstieg – drei Vereine steigen direkt ab, der Viertletzte geht in die Relegation.
TSV Pfedelbach: Der stellvertretende Abteilungsleiter Marc Hofacker blickt zuversichtlich auf die Runde. „Ich freue mich, dass es losgeht“, sagt er. „Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns und auch die Neuzugänge sind top integriert.“ Er schätzt die Bezirksliga ausgeglichener ein als in der vergangenen Saison. Und da landeten die Pfedelbacher auf Rang zwei. „Für mich ist die TG Böckingen fast der härteste Konkurrent für uns, neben dem FC Union Heilbronn und den Aramäer Heilbronn“, sagt Hofacker, der wie Trainer Nico Baur die Ambition hat, vorne mitzumischen. „Wir konnten in der Vorbereitung einige Dinge ausprobieren und unser Repertoire erweitern“, sagt Baur. „Auch die Ergebnisse waren positiv.“ Er sieht bei den Aufsteigern viel Potenzial. Vor allem die Sportfreunde Untergriesheim könnten in dieser Saison eine der Überraschungsmannschaften sein und in der Spitzengruppe mitmischen. „Aber das gilt für alle, da sie sich in starken A-Klassen durchgesetzt haben“, sagt Baur. „Schon vergangene Saison konnte jeder jeden schlagen. Das wird erneut so sein.“
SG Sindringen/Ernsbach: Klar ist, bei der SG Sindringen/Ernsbach ist viel Potenzial, viel Qualität im Kader vorhanden. Trotz der Abgänge der drei Routiniers Thilo Baier, Christian Baier und Edgart Sehfert. Aber die Spielerdecke ist bei der SGSE dadurch noch dünner als in der vergangenen Runde, die auf Rang vier abgeschlossen wurde. Deshalb hält sich der neue Trainer Michael Lieb auch mit Zielsetzungen zurück. „Ich fühle mich wohl, musste mich aber auch etwas anpassen“, sagt Lieb, der vor einigen Jahren schon bei der SGSE als Spieler aktiv war. Sein Kader war in der Vorbereitung durch die Urlaubszeit zusätzlich ausgedünnt. „Viel passieren darf bei uns nicht“, sagt der Trainer. „Die Bezirksliga kann ich noch nicht einschätzen. Ich schaue aber auch nicht so viel nach dem Gegner. Wir haben Potenzial und wenn wir das abrufen können, sind wir schwer zu schlagen. In erster Linie müssen wir nach uns schauen.“
SGM Mulfingen/Hollenbach II: Mit der Vorbereitung ist Patrick Gutknecht nicht vollständig zufrieden. Der Trainer der SGM Mulfingen/Hollenbach II bezeichnet sie „als durchwachsen“. Zumindest was die Ergebnisse angeht. Für ihn war es bisher schwierig, sich ein Bild von der Bezirksliga zu machen. Der Klassenerhalt ist jedenfalls das oberste Ziel des Aufsteigers. „Das wollen wir gerne so schnell wie möglich schaffen. Ideal wäre ein einstelliger Tabellenplatz“, sagt Gutknecht. „Ich bin andererseits auch ein Trainer, der eher auf die Stärken der eigenen Mannschaft vertraut und weniger nach dem Gegner schaut“, sagt Gutknecht.
TSV Neuenstein: Der TSV Neuenstein steht vor den Problemen, die viele Mannschaften haben, die über die Relegation aufsteigen. Die Pause, die Zeit zur Regeneration war nur kurz. „Deshalb hatten wir in der Vorbereitung auch mit vielen kleineren Blessuren zu kämpfen“, sagt Michael Schaffer, der in Richtung Saisonstart das Training noch einmal dossiert. Das größte Problem: Mit Rene Rimner zog sich die unangefochtene Nummer eins einen Kreuzbandriss zu. Er wird wie Neuzugang Andreas Cebulla (Kreuzbandriss) lange fehlen. „Wir suchen jetzt händeringend noch nach einem Torwart“, sagt Schaffer. Er rechnet damit, dass die Spiele Woche für Woche „Endspiele um den Klassenerhalt“ für sein Team sind. „Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die meinen, es sei eine halbe Landesliga. Das ist schon eine große Herausforderung. Wir müssen an jedem Spieltag eine Leistung abrufen, wie in der Relegation.“ Und zum Start wartet gleich ein Kracher auf die Neuensteiner: das Derby gegen den TSV Pfedelbach.
SV Wachbach: Die Wachbacher gehen mit dem neuen Trainergespann Uwe Walter/Steffen Markert in die Saison. Das Primärziel heißt erstmal Klassenerhalt. Schon vergangene Saison tat sich das Team aus dem Bad Mergentheimer Stadtteil schwer, kam letztendlich aber auf Rang zehn mit 49 Punkten ins Ziel. Als Verstärkungen gab es in erster Linie junge Spieler, während mit Manuel Gerner ein Routinier eine Pause einlegt. Wie bei so vielen anderen Teams auch, heißen die Titelanwärter aus Sicht der Wachbacher TSV Pfedelbach, TG Böckingen und FC Union Heilbronn.
SGM Markelsheim/Elpersheim: Auf die SGM wartet eine schwere Saison, deren Ziel nur Klassenerhalt heißen kann. Der Vorjahres-Neunte hat mit Yassine Zienecker (Karriereende) und ganz kurzfristig auch Domenik Wischle (Spvgg Satteldorf) zwei Stürmer verloren. Dazu hat mit Spielertrainer Sascha Silberzahn ein Stabilisator in der Abwehr aufgehört. Da muss sich die Mannschaft des neuen Trainers Davide dell’Anna auch erstmal finden, zumal die Neuzugänge bisher in unteren Klassen spielten.
SG Stetten-Kleingartach: „Wir sind gerade noch so durchgekommen, das wird in der neuen Saison nicht viel anders“, ist sich SGSK-Trainer Frank Belz bewusst, es geht erneut um den Klassenerhalt, der 2024/25 durch das 1:1 in der 90. Minute beim Saisonfinale in Markelsheim/Elpersheim auf den allerletzten Drücker geschafft wurde. „Unser Kader ist kleiner geworden“, schmerzt Belz der Abgang von Serden Bakacak und beklagt zudem weiterhin den Ausfall von Langzeit-Verletzten. Es fehlt die Breite im Team. „Kommen keine weiteren Verletzte hinzu, können wir eine gute Rolle spielen und haben mit dem Abstieg nichts zu tun“, ist Belz in einer „ausgeglichenen Liga“ zuversichtlich. „Jeder kann jeden schlagen, das war letztes Jahr so und das wird auch dieses Jahr so sein. In der 16er-Liga wird man 35 bis 38 Punkte für den Klassenerhalt benötigen.“
TSV Erlenbach: „Wir haben weniger Spiele, aber die Saison wird schwerer. Die Liga ist nicht schwächer geworden, sondern mit den Aufsteigern ausgeglichener und eher einen Tick stärker“, sagt TSV-Trainer Marcel Hertweck. „Wir spielen gegen den Abstieg und da kommt es auf jeden Punkt an. Den Klassenerhalt zu schaffen, wird jetzt nicht leichter, weil es weniger Absteiger gibt.“ Der Ausfall des langzeitverletzten Torjägers Lukas Halupka wiegt schwer. Dem TSV steht auch im zweiten Jahr in der Bezirksliga Franken eine Zittersaison bevor.
TSV Botenheim: Nach zwei Jahren in der Kreisliga A ist Botenheim zurück in der Bezirksliga. „Als Aufsteiger ist unser Ziel der Klassenerhalt“, sagt TSV-Abteilungsleiter Hagen Gärtner. „In Sebastian Haußmann und Marco Öhler spielen unsere beiden langjährigen Toptorjäger jetzt in der zweiten Mannschaft, sind aber jederzeit für die Erste abrufbar.“ Das Duo hat letzte Saison zusammen 43 der 77 Botenheimer Treffer erzielt. Nun sollen andere Spieler in die Bresche springen, wie Neuzugang Gbenga Daniel Adekoya, der Torjäger des Landesliga-Aufsteigers Öhringen.
„Wir sind gut aufgestellt“, sagt Gärtner und vertraut auch den weiteren Neuverpflichtungen Kai Irrgang (Germania Bietigheim), Lenny Hehl (Verbandsstaffel-A-Junioren FV Löchgau), Fabian Kirsten und Torhüter Lukas Reinwald (beide SV Schluchtern). In Malte Dautel kam ein weiterer Keeper vom SV Leingarten. „Wir haben jetzt drei starke Torhüter, auf dieser Position wird uns nichts passieren“, sagt Gärtner.
FC Union Heilbronn: 13 Neuzugänge und sechs Abgänge vermeldet der FC Union Heilbronn. „Wir haben einen größeren Umbruch hinter uns, bauen eine neue Mannschaft auf“, sagt FCU-Trainer Thorsten Schlegel. „Ich rede daher nicht von einem Saisonziel, schon gar nicht von der Meisterschaft. Wir haben viele junge Spieler, da macht es keinen Sinn unnötig für Druck zu sorgen. Nach dem siebten Spieltag kann man mich fragen, wo der Weg hingehen könnte.“ Als „Königstransfers bezeichnet Schlegel Torhüter Marcel Susser (Sport-Union Neckarsulm), Kevin Berg und Bezirksliga-Torschützenkönig Nebojsa Simikic (beide Aramäer Heilbronn). Unter den Abgängen ist Torjäger Michele Varallo, der zum SV Schluchtern wechselte.
Aramäer Heilbronn: Der Herbstmeister der Saison 2024/25 spielte eine schwache zweite Saisonhälfte und wurde in der separaten Rückrunden-Tabelle nur auf Platz zwölf geführt. In der Sommerpause wurde der Kader runderneuert – zehn Spieler verließen den Verein, zehn neue sind gekommen. Aus privaten Gründen gab Spielertrainer David Gotovac sein Amt an Vorgänger Daniel Maroge ab, bleibt der Mannschaft als Kapitän jedoch erhalten. „Wir haben die Mannschaft extrem verjüngt“, erzählt Maroge, in Gotovac, Robert Grau und Markus Hartmann „haben wir nur noch drei Spieler mit einer drei davor, dann geht es schon runter auf 25 Jahre und jünger“. Das Ziel Meisterschaft gibt es nicht. „Ich bin kein Freund davon, jetzt zu sagen, wir wollen aufsteigen“, sagt Maroge. „Vorne mitspielen wollen wir aber schon. Ob es Platz fünf oder drei wird, da muss man abwarten. Wenn mehr möglich ist, nehmen wir es natürlich gerne an.“
TG Böckingen: „Wir können das einordnen und wissen welche Möglichkeiten wir haben“, sagt TGB-Trainer Deniz Al Hasan über den dritten Platz zuletzt als Aufsteiger. „Wir schauen, relativ zügig unsere Punkte zu holen, wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben und unter die besten sechs, sieben Teams kommen.“ Ziel ist auch, wieder „die ganz guten Gegner etwas zu ärgern“. Man habe nicht den Anspruch, erneut ganz vorne dabei zu sein. Al Hassan nennt die SGM Massenbachhausen als mahnendes Beispiel: „MassenbachHausen ist vor zwei Jahren auch Dritter geworden und danach abgestiegen.“
Spfr Untergriesheim: „Wir versuchen den Schwung vom Aufstieg mitzunehmen und in der Liga zu bleiben.“, sagt Spfr-Abteilungsleiter Roland Stegmüller. Die Untergriesheimer müssen sich im für sie noch neuen Konstrukt Bezirksliga Franken erst zurechtfinden. „Daher wollen wir die Ziele jetzt nicht gleich zu hoch setzen.“ Im Vergleich zum Jahr davor haben sich die Sportfreunde diesmal nicht namhaft verstärkt, schleifen zudem noch den ein oder anderen verletzten Spieler in die neue Saison. Kapitän Erik Zimmermann hat sich beruflich für ein Jahr nach München verabschiedet und mit Zweitspielrecht dem SV Ampermoching angeschlossen.
Spfr Lauffen: „Für uns geht es wieder in eine Saison, in der es um die Entwicklung junger Spieler geht“, gibt sich Spfr-Trainer Andre Winkler bescheiden. „Wir sind diesmal absolut die graue Maus.“ Sprich, Winkler glaubt, sein Team habe nicht mit dem Abstieg zu tun und spiele auch nicht um eine Top-Platzierung mit. „Wir haben ein paar Abgänge wichtiger Spieler, das gab es so in den vergangenen Jahren nicht – darunter in Zino Baumann einen sehr schmerzhaften“, beklagt Winkler den „Abgang des Capitanos“ zu den Aramäern Heilbronn. Auch Cedric Kramer wechselte dorthin. Zudem schloss sich Scharaf Adiem Adam dem SC Amorbach an. „Wir haben vier, fünf junge Spieler dazu bekommen, die aber erst im Bezirksligateam integriert werden müssen und das dauert seine Zeit“, sagt Winkler. „Es geht darum gut Fußball zu spielen, dann kommen die Erfolge automatisch“. Es gehe darum, „durch gute Leistungen und Teamgeist gegen Mannschaften, die vielleicht qualitativ besser sind, trotzdem dann auch die nötigen Punkte zu holen.“
FSV Schwaigern: „Prio eins ist der Klassenerhalt“, sagt Nico Lämmlen, der das Amt des Abteilungsleiters an Nico Neubert abgegeben hat. Die Rückrunde hat sich ins Gedächtnis eingebrannt als nur 14 Punkte geholt wurden, 32 waren es im ersten Saisonabschnitt. Von Platz fünf rutschte der FSV auf Platz zehn ab -– sechs Punkts vor dem Abstiegs-Relegationsrang. Es gebe in einer starken Bezirksliga viele Vereine auf ähnlichem Niveau. „Da entscheidet auch die Tagesform“, weiß Lämmlen. Wichtig sind „die ersten Spiele, um da in einen Flow zu kommen. Mir fallen nicht viele Mannschaften ein, bei denen ich sage, die trifft es im Abstiegskampf. Gefühlt kann jeder jeden schlagen.“
Friedrichshaller SV: „Top 5“, gibt der Friedrichshaller Abteilungsleiter Sinan Külüslü als Vorgabe an. „Das ist das nächste Ziel. Letztes Jahr war es Platz fünf bis sieben, der siebte ist es geworden. Jetzt wollen wir motivierter rangehen und stehen dem Ganzen positiv gegenüber.“ Das Problem des FSV in den vergangenen Jahren war stets die fehlende Konstanz. „Das gilt es in diesem Jahr besser zu machen“, sagt Külüslü. „Kriegen wir das hin, erreichen wir auch unser Ziel.“