„Ich nehme Freunde und schöne Erinnerungen mit“
Von Redakteur Marc Schmerbeck
Nach zehn Jahren Spieler oder Trainer macht Michael Blondowski Schluss beim TSV Pfedelbach. Viele Freundschaften und positiven Erfahrungen habe er trotz des Abstiegs aus der Landesliga nach sieben Jahren mitgenommen. Der 35-Jährige legt nun aus beruflichen und familiären Gründen eine Pause ein. „Als Trainer werde ich in nächster Zeit definitiv nichts machen“, sagt Blondowski, der im Gespräch aber nicht ausschließt, in den kommenden Monaten wieder auf einem Spielberichtsbogen zu stehen. Bei einem unterklassigen Verein.
Herr Blondowski, wie lautet das Fazit Ihrer letzten Saison in Pfedelbach?
Michael Blondowski: Letztendlich kann ich uns den Willen nicht absprechen. Aber besonders krass dieses Jahr war ein durchgängiges Urlaubsproblem, gepaart mit zu vielen Langzeitverletzten. Dann wird man in der Landesliga knallhart bestraft. Aber umso höher bewerte ich eigentlich jetzt, was wir in den Jahren zuvor geleistet haben. Dieses Jahr waren dann zu viele Widerstände auf einmal in eine Saison gepackt. Das haben wir einfach mit so vielen jungen Spielern nicht auffangen können.
Was nehmen Sie aus zehn Jahren Pfedelbach mit?
Blondowski: Erstmal jede Menge Freunde und viele tolle Erinnerungen. Ich habe viele tolle Spieler begleiten dürfen, die sich brutal weiterentwickelt haben, die einfach so viel besser geworden sind. Und das bleibt auf jeden Fall hängen. Dazu kommen viele tolle Siege, viele große Feste, wahnsinnige Spiele, unglaubliche Sensation. Wir haben so oft große Gegner geärgert. Und das durch die Mentalität und durch den Zusammenhalt, den wir über Jahre hinweg vorgelebt haben. Es war einfach phänomenal, wenn ich auf die zehn Jahre zurückblicke.
Sie haben große Spiele angesprochen. Welche gab es da beispielsweise?
Blondowski: Ja gut, es gibt drei Dinge, die ich hervorheben muss. Das war einmal unser Aufstieg, ganz klar. Und dann natürlich unsere WFV-Pokalsaison, in der wir bis ins Halbfinale gestürmt sind, Oberligisten, Verbandsligisten ausgeschaltet haben. Und für mich speziell war es natürlich auch das erste Landesligajahr, in dem ich Torschützenkönig geworden bin. Das war schon sehr speziell.
Was was hat am Ende den Ausschlag gegeben, dass Sie zehn Jahre in Pfedelbach geblieben sind?
Blondowski: Einfach kurz gesagt, die Mannschaft. Also, diese Charaktere, diese Menschen an sich, die haben es mir eigentlich immer unglaublich leicht gemacht. Nicht nur die Spieler, auch das Umfeld. Und das Hauptargument ist immer die Mannschaft, und die war immer phänomenal. Dazu kommt die ganze Unterstützung, der ganze Verein. Da reicht auch kein Zeitungsartikel, um das alles zu beschreiben. Es hat einfach gepasst, auch der Zusammenhalt, der besonders war, gepaart mit dem leistungsorientierten Fußball.
Vor Ihrer Zeit in Pfedelbach haben Sie ja auch bereits in Öhringen und Bretzfeld gespielt. Was hat sich seitdem im Fußball verändert?
Blondowski: Mmmh, puuh, boah (überlegt). Ich sag’ mal so, was sich verändert hat, ist aus meiner Sicht die Selbstreflexion von jungen Spielern, die oft zu schnell zu viel wollen und große Ansprüche haben. Vor Jahren waren sie demütiger. Egal in welchem Verein. Auch hat das Thema Fußball eine ganz andere Priorität, einen anderen Stellenwert mit der Zeit bekommen. Früher waren es vielleicht zwei Spieler, die eine Ausnahme gemacht haben und die während der Vorbereitung oder der Saison in Urlaub gegangen sind. Heutzutage ist es gang und gäbe. Der Stellenwert des Fußballs ist nicht mehr so hoch wie vor 18 Jahren, als ich in den Aktivenbereich gekommen bin.
Wie haben Sie sich selbst in dieser Zeit verändert?
Blondowski: Ich bin, seitdem ich 24 bin, Trainer. Damals in Bretzfeld war ich zwei Jahre Cheftrainer. Dann wieder Spieler und spielender Co-Trainer. Also habe ich schon relativ früh viel Erfahrung gesammelt. Letztendlich muss man sich immer etwas an die Mannschaft und die Charaktere anpassen. Aber ich bin eigentlich immer meiner Linie treu geblieben und habe versucht, immer die besten Entscheidungen im Sinne des Vereins und der Mannschaft zu treffen. Ich bin noch bisschen von der alten Schule und habe immer versucht, die Grundsätze, von denen ich überzeugt bin, an die Spieler weiterzugeben. Deshalb musste ich mich gar nicht groß verändern.
Wie wäre Trainer Blondowski, mit Spieler Blondowski zurechtgekommen?
Blondowski: Ich glaube, der Spieler Blondowski wäre genau der Typ, den sich der Trainer Blondowski wünscht. Der verlängerte Arm auf dem Platz, einer, der Themen auch mal kontrovers diskutiert. Bisschen ein Spieler der alten Schule, der auch mal den Fuß dazwischen hält, an die Grenzen geht, aber dabei immer fair sein will. Einer, der auch mal ein Zeichen setzt, wenn es nicht so läuft. Das ist natürlich wichtig für jede Mannschaft.
Sie wollen nun eine Pause einlegen. Wie lange wird diese sein, beziehungsweise sieht man Sie doch nächste Saison irgendwo wieder?
Blondowski: Die letzten Wochen haben mir gezeigt, dass ich einfach noch viel Lust auf Fußball habe. Ich werde erstmal definitiv keinen Trainerposten annehmen, weil die Zeit einfach fehlt. Ich werde jetzt einen kleinen Break von mindestens zwei Monaten machen. Dann könnte es sein, dass ich im unterklassigen Bereich als Spieler auftauche. Ein neues Abenteuer als Spieler wird es vielleicht noch geben – Aber ohne Verpflichtungen. Als Erstes muss ich jetzt noch mal ein bisschen Abstand gewinnen. Aber der Sport macht mir einfach zu viel Spaß, um nichts zu machen. Aber durch eine berufliche Veränderung habe ich weniger Zeit für meine Leidenschaft Fußball.
Das heißt, Sie nehmen ihren Pass mit?
Blondowski: So ist der Plan.